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Ladeinfrastruktur in Europa & Deutschland im Vergleich 2024

Elektromobilität und der Ausbau der Ladeinfrastruktur nehmen nach wie vor eine zentrale Rolle in der Energiewende und für das Erreichen der Klimaziele ein. Wie das Ladenetz in ganz Europa und in Deutschland aktuell aussieht und welchen Weg es noch zu gehen gilt, erklärt dieser Artikel.

Elektromobilität und der dafür nötige Ausbauder Ladeinfrastruktur nehmen nach wie vor eine zentrale Rolle in derEnergiewende und für das Erreichen der Klimaziele ein. Die gesamte EU hat dasZiel, Elektromobilität für Autofahrer attraktiv zu machen und so dieEnergiewende voranzutreiben. Deutschland hat dabei das konkrete Ziel, dass bis2030 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind. WichtigeGrundlage dafür: eine zuverlässige und flächendeckende Ladeinfrastruktur. Wiedas Ladenetz in ganz Europa und konkret in Deutschland aktuell aussieht undwelchen Weg es noch zu gehen gilt, erklärt dieser Artikel.

Wie steht es um die Ladeinfrastruktur für E-Autos in Europa?

In den letzten Jahren haben sich sowohl die Verkaufszahlen von Elektroautosals auch die verfügbaren Ladestationen positiv entwickelt. In der ganzen EU nehmenE-Autos inzwischen einenMarktanteil von 14,6 Prozent ein und überholen damit laut Statistik Dieselfahrzeuge. Dazu gehört eine wachsende öffentliche Ladeinfrastruktur, die allerdings Stand Januar2024 vor allem von drei Ländern angeführt wird.

  • Niederlande: 144.453 Ladepunkte
  • Deutschland: 120.626 Ladepunkte
  • Frankreich: 119.625 Ladepunkte

Mit deutlichem Abstand folgen Belgien, Italien und Schweden mit je etwasmehr oder weniger als 40.000 Ladepunkten. Nur wenig ausgebaut ist das Ladenetzvor allem in osteuropäischen Staaten. Wer mit dem E-Auto in den Urlaub fahrenmöchte, sollte sich im Vorfeld über das öffentliche Ladenetz informieren.Allerdings gibt es auch immer mehr halböffentliche Ladepunkte, beispielsweisean Hotels, Restaurants oder Geschäften. Gäste können hier ihre E-Autosladen und ihre Urlaubsziele entsprechend planen.

Deutschlands Ladenetz im Mittelfeld des Europäischen Vergleichs

In absoluten Zahlen belegt das Ladenetz in Deutschland im europäischen Vergleich einen sehr guten Platz. Dennoch bewegt sich Deutschland im relativenVergleich eher im Mittelfeld. Stand 2024 kommen hier 145 Ladepunkte auf 100.000Einwohner damit landet Deutschland im europäischenVergleich auf Platz 13. Führend sind hier vor allem dieskandinavischen Staaten sowie die Niederlande, Belgien und Luxemburg. Süd- undOsteuropa bilden auch in diesem Vergleich die Schlusslichter.

Hoher Bedarf an Ladepunkten in Europa & Deutschland

Sowohl die Zahl der Neuzulassungen vonElektroautos als auch die Anzahl der Ladepunkte in der EU und in Deutschlandsteigt seit Jahren stetig. Dennoch geht der Ausbau der Ladeinfrastruktur laut dem europäischen Herstellerverband ACEA nicht schnell genug: Die Lückezwischen benötigter und voraussichtlicher Anzahl der Ladepunkte sei alarmierendgroß. Aktuell werden laut ACEA etwa 150.000 öffentliche Ladepunkte pro Jahr neuerrichtet. Um den Bedarf an Ladestationen zu decken, der bei Erreichen derZiele zur Anzahl der E-Autos auf den Straßen bis 2030 entsteht, bräuchte esaber schätzungsweise 440.000 neue Ladestationen pro Jahr. Experten aus derAutomobilindustrie gehen sogar davon aus, dass der Bedarf noch weit höherliegt. Das bedeutet also: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss weitervorangetrieben werden, um das Erreichen der Klimaziele nicht zu gefährden.

Neue Ladetechnologien: Ansätze für mehr Komfort undGeschwindigkeit

Dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter vorangetrieben werden muss,ist längst kein Geheimnis mehr. Experten zweifeln mittlerweile daran, dass dieZiele Deutschlands und der EU bis 2030 erreicht werden können – es werdenschlicht zu wenig Ladesäulen für Elektrofahrzeuge errichtet. Da es sich bei derElektromobilität um ein vergleichsweise junges Feld handelt, läuft dieForschung und Entwicklung neuer Wege und Ansätze jedoch auf Hochtouren.

  • Höhere Ladeleistung: Ein wichtiges Forschungsfeld liegt in der Verbesserung der aktuellen Lademöglichkeiten. Ladepunkte mit höherer Ladeleistung und Batterien, die diese höhere Leistung verarbeiten können, sorgen für schnellere Ladevorgänge. So können wiederum mehr E-Autos eine Ladesäule täglich verwenden, sodass in der Theorie weniger Ladesäulen nötig sind. Hier gilt es allerdings auch, die Verteilung der Ladepunkte zu kalkulieren. Da die Reichweite von E-Autos aktuell noch deutlich geringer ist als die von Verbrennern, benötigt es eine entsprechend höhere Dichte von Ladestationen im Vergleich zu Tankstellen. Einige Statistiken berücksichtigen deshalb vor allem die Anzahl der Ladestationen pro 100 Kilometer, sodass Ballungsräume mit vielen Ladepunkten weniger ins Gewicht fallen.

  • Ladebordsteine: Statt klassischer Ladesäulen, die einerseits Platz benötigen und andererseits gerade in Innenstädten das Stadtbild stören können, hat der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall einen Ladebordstein entwickelt. Getestet wird er aktuell in einem Pilotprojekt in Köln und der Gemeinde Nörvenich. Die Ladetechnologie wird in deinem Edelstahl-/Aluminiumgehäuse verbaut und bietet damit eine platzsparende und unauffällige Lademöglichkeit, die Städte in ihre bestehende Infrastruktur integrieren können. Mit bis zu 22kW Ladeleistung können die Bordsteine beispielsweise sowohl in Innenstädten gesetzt werden als auch in Wohngebieten, auf Kunden- und Mitarbeiterparkplätzen oder an P&R-Parkplätzen.

  • Induktives Laden: Ähnlich wie Smartphones sollen auch E-Autos zukünftig kabellos geladen werden können, um den Komfort zu steigern. Im Coil-to-Coil-Verfahren wird die Energie durch Spulen wie für elektrische Zahnbürsten oder wie beim Qi-Prinzip für Smartphones übertragen. Die Technologie galt bisher als wenig effizient, da der Energieverlust vergleichsweise hoch war. Allerdings hat die Volkswagen Group of America in einem Forschungsprojekt einen Prototypen herstellen können, der einen Porsche Taycan mit bis zu 98 Prozent der aufgewendeten Energie laden konnte.

  • Dynamisches induktives Laden: Noch einen Schritt weiter geht ein Forschungsprojekt der Universität Erlangen-Nürnberg. Bis 2025 soll in Nordbayern eine Teststrecke auf einem Autobahnabschnitt in Nordbayern entstehen, der auf einem Kilometer Länge das induktive Laden während der Fahrt möglich machen soll. Möglich soll das durch unter dem Straßenbelag eingebaute Spulen sein, die ein Magnetfeld erzeugen und in der Gegenspule, die sich im E-Auto befindet, Spannung und damit Leistung erzeugen können. Entwickelt und bereits getestet wurde eine solche Technologie auch von Stellantis. Das Unternehmen gibt an, dass beispielsweise ein Fiat500e, der mit der entsprechenden Technologie ausgestattet ist, mit üblicher Autobahngeschwindigkeit fahren kann, ohne Energie aus seiner Batterie zu verbrauchen.

Ladeinfrastruktur in Europa wächst – Ausbau & Innovation stehen im Mittelpunkt

Der Wandel hin zur Elektromobilität ist in vollem Gange. Immer mehr Menschen denken über den Kauf eines E-Autos nach und unterstützen die Energiewende. Dennoch steht Europa und damit auch Deutschland noch vor einigen Herausforderungen – besonders in Bezug auf den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur. Innovative Technologien wie induktives und dynamisches Laden geben Einblicke in eine mögliche Zukunft. Da es sich hier jedoch um Pilotprojekte und Forschungsergebnisse handelt, steht aktuell vor allem der weitere Ausbau von klassischen und Schnellladepunkten in ganz Europa im Mittelpunkt. Um die Ziele für die E-Mobilität bis 2030 zu erreichen, benötigt es hier mehr Tempo und entschlossenen Ausbau der Infrastruktur.

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