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Öffentliche Schnellladestation oder private Wallbox: Was lohnt sich fürs E-Auto?

Schnellladestationen rücken aufgrund ihrer kurzen Ladezeiten immer mehr in den Fokus vieler Autofahrer. Aber was unterscheidet sie konkret von Wallboxen für zu Hause oder einer regulären Ladestation? Ist es sinnvoller, eine Schnellladestation zu nutzen und gibt es sie auch für die eigene Garage?

Elektroautos werden immer beliebter – nicht zuletzt aufgrund ihrer steigenden Reichweite und dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland. Für das Laden der Fahrzeuge gibt es inzwischen von der eigenen Wallbox bis zur öffentlichen Schnellladestation verschiedene Möglichkeiten. Vor allem Schnellladestationen rücken aufgrund ihrer kurzen Ladezeiten immer mehr in den Fokus vieler Autofahrer. Aber was unterscheidet sie konkret von Wallboxen für zu Hause oder einer regulären Ladestation? Ist es sinnvoller, eine Schnellladestation zu nutzen und gibt es sie auch für die eigene Garage? Dieser Artikel gibt Antworten.

Schnellladestation und Wallbox für E-Autos im Vergleich

Der hauptsächliche Unterschied zwischen einer Schnellladestation und einer Wallbox oder regulären öffentlichen Ladesäule liegt in der Ladegeschwindigkeit. Von Schnellladen sprechen wir, sobald die Ladeleistung einer Ladesäule bei 50 kW oder mehr liegt. Inzwischen gibt es einige Anbieter, die eine Ladeleistung bis zu 350 kW ermöglichen. Sobald die Ladeleistung 150 kW überschreiten kann, sprechen wir nicht nur von Schnellladen, sondern sogar von High Power Charging, auch HPC genannt. So kann ein Elektroauto in der Theorie innerhalb von weniger als 20 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen werden. In der Praxis nehmen mehrere Faktoren wie die Batterietechnologie, die Zellchemie und der Ladestand des Fahrzeugs Einfluss auf die Dauer.

Im Vergleich dazu: Wallboxen für zu Hause haben eine Ladeleistung von 11 oder 22 kW, sodass Ladevorgänge in der Regel mehrere Stunden andauern. Was in der eigenen Garage oder auf dem Parkplatz des Arbeitgebers problemlos möglich ist, ist bei einer kurzen Rast auf dem Weg in den Urlaub nur wenig praktikabel. Deshalb findet sich ein Großteil der Schnellladestationen in Deutschland auch an Autobahnraststätten.

Der Grund für die großen Leistungsunterschiede liegt unter anderem in der Art des Stroms, der für den Ladevorgang zum Einsatz kommt. Während klassische Wallboxen Wechselstrom (AC) liefern, liefert eine Schnellladestation durch einen eingebauten AC/DC-Wandler direkt Gleichstrom (DC), der unmittelbar in die Batterie eingespeist werden kann. Beim Ladevorgang mit einer Wallbox wird der Wechselstrom im Wandler des E-Autos in Gleichstrom umgewandelt, wodurch sich der Ladevorgang deutlich verlängert.

Wichtige Infos & Tipps rund um Schnellladestationen für das E-Auto

Mit Wallboxen sind viele E-Auto Fahrer inzwischen vertraut. Was macht jetzt aber eine Schnellladestation aus? Wir haben Infos und Tipps zur Verwendung zusammengestellt.

  • Ladeleistung: Die maximale Leistung von Schnellladepunkten steigt immer weiter. Mittlerweile sind Werte von bis zu 600 kW im Gespräch. Um die angebotene Ladeleistung nutzen zu können, muss allerdings auch der Akku des E-Autos darauf ausgelegt sein. Verträgt dieser beispielsweise maximal 100 kW, wird er auch nur mit 100 kW und nicht der Maximalleistung der Ladestation aufgeladen. Es ist demnach wichtig, Schnellladestationen anzufahren, die zum Akku des Autos passen. Andernfalls zahlen Autofahrer für eine Leistung, die sie nicht voll nutzen können. Ins Gewicht fallen können zusätzlich aber auch Preisvorteile durch Ladetarife beim entsprechenden Anbieter wie etwa EnBW oder IONITY, die wiederum einen günstigeren Ladevorgang ermöglichen.
  • Ladedauer: Die volle Ladeleistung einer Schnellladestation und damit die kürzeste Ladezeit erhalten Sie immer nur im Optimalfall. Faktoren wie die Temperatur der Batterie, die Wetterbedingungen sowie der Füllstand und der Zustand der Batterie spielen eine Rolle, ebenso wie die eben erwähnte maximale Ladeleistung des Akkus. Ist es beispielsweise sehr kalt oder sehr warm, ist die Leistung geringer.
  • Schnellladen zu Hause: Viele Autofahrer fragen sich, ob sie eine Schnellladestation auch zu Hause installieren können. Die kurze Antwort darauf lautet Nein. Die Gründe dafür: Kabeldurchmesser, Isolierung und Kühlung. Um einen sicheren und effizienten Betrieb zu gewährleisten, befindet sich beispielsweise der AC/DC Wandler von Tesla Superchargern  häufig nicht in den Ladestationen selbst, sondern in einem Gebäude in der Nähe. Außerdem: je höher die Ladeleistung von Ladestationen ist, desto höher ist auch der Kabeldurchmesser sowie die benötigte Isolierung. Diese Aspekte sind am Eigenheim kaum umzusetzen. Da außerdem das E-Auto zu Hause über Nacht geladen werden kann, ist die hohe Leistung in der Regel gar nicht nötig.
  • Vorkonditionierung: Nur bei optimalen äußeren Umständen erreichen E-Auto Batterien ihre maximale Ladeleistung. In diesem Zusammenhang gelten beispielsweise Außentemperaturen von 20 bis 30 Grad Celsius als optimal. Um diese Umstände auch zu anderen Wetterbedingungen zu erreichen, ermöglichen manche E-Autos die Vorkonditionierung der Batterie. Wird im Navi des Autos ein Schnellladepunkt angesteuert, kühlt oder wärmt das Auto die Batterie automatisch auf die optimale Temperatur, um die maximale Leistungsfähigkeit zu erreichen.
  • Verschleiß: Das schnelle Laden sorgt dafür, dass eine große Menge Strom in kürzester Zeit in die Batterie eingespeist wird. Dadurch entstehen nach einiger Zeit hohe Temperaturen im Akku, die ihm schaden können. Konkret bedeutet das: Häufiges Schnellladen von E-Autos verkürzt die Lebensdauer des Akkus. Am schonendsten ist für jedes Auto ein langsamer und konsistenter Ladevorgang, der auch zu Hause mit einer eigenen Wallbox erreicht werden kann. Vergleichen lässt sich das mit dem Ladevorgang beim Smartphone: Auch hier sorgt eine kürzere Ladezeit mit mehr Strom für eine höhere und schädliche Belastung für den Akku.

Überblick: Schnellladestation oder Wallbox?

Welche Ladestation ist jetzt aber die richtige für E-Auto Fahrer? Ist die langsamere Wallbox zu Hause, der öffentliche Ladepunkt beim Arbeitgeber oder dem Supermarkt sinnvoller oder doch die Schnellladestation an der Autobahn?

Diese Argumente sprechen dafür, das E-Auto an einer öffentlichen Schnellladestation zu laden

  • Kurze Ladedauer
  • Direkte Einspeisung von DC-Strom
  • Kurze Rast auf Reisen – Urlaub oder Dienstreise
  • Passende Leistungsfähigkeit der Ladestation und Batterie

Diese Argumente sprechen dafür, das E-Auto an der eigenen Wallbox zu laden

  • Langsamerer Verschleiß der Batterie des E-Autos
  • Schonender Ladevorgang, der langsam und gleichmäßig durchgeführt wird
  • Laden über Nacht möglich
  • Möglichkeit, von Smart Charging oder speziellen Autostromtarifen zu profitieren
  • Kostengünstigere Variante
  • Einstellen von Ladetimern mit Vortemperierung des Fahrzeuginnenraums zum gewünschten Abfahrtszeitpunkt

Schnellladestation oder eigene Wallbox fürs E-Auto – der individuelle Bedarf ist entscheidend

Sowohl die öffentliche Schnellladestation als auch die eigene Wallbox bringt zum Laden des E-Autos ihre Vorteile mit sich. Letztendlich kommt es stark auf den individuellen Bedarf an – viele Autofahrer verwenden ohnehin nicht nur einen Weg für die Ladevorgänge. Ist es zeitlich möglich, das Auto über Nacht in der Garage oder über Tag beim Arbeitgeber zu laden, ist dieser Weg der schonendere für den Akku und damit sinnvoller. Für Dienstreisen oder Urlaube lohnt sich selbstverständlich die schnelle öffentliche Ladestation, wenn Sie nur einen kurzen Zwischenstopp machen möchten. Bleiben Sie stattdessen über Nacht in einem Hotel, kann der Ladevorgang wiederum hier stattfinden, um den Akku zu schonen.

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