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Bezahlen an der Ladesäule: So funktioniert‘s

Das Durcheinander undeutlicher Ladetarife und verpflichtender Registrierung beim Ladeanbieter gehört der Vergangenheit an. Inzwischen gibt es transparente Tarife sowohl für registrierte Autofahrer als auch das sogenannte Ad-hoc-Laden. Aber wie funktioniert das Bezahlen an E-Ladestationen konkret? Welche Möglichkeiten gibt es?

Anfänglich herrschte häufig Verwirrung, wenn es um das Bezahlen an öffentlichen Ladesäulen ging. Es wurden Ladekarten des Anbieters benötigt, die Tarife waren undeutlich. Dieses Durcheinander gehört jedoch schon einige Zeit der Vergangenheit an. Inzwischen gibt es transparente Tarife sowohl für registrierte Autofahrer als auch das sogenannte Ad-hoc-Laden. Aber wie funktioniert das Bezahlen an E-Ladestationen konkret? Welche Möglichkeiten gibt es? Dieser Artikel gibt Einblicke.

Die Entwicklung der Bezahlmöglichkeiten an Ladesäulen

Die ersten Ladesäulen, die den Aufbau der Ladeinfrastruktur begonnen haben, konnten zum Großteil nur mit Registrierung für die anbieterspezifische Ladekarte verwendet werden. Viele Autofahrer hatten deshalb Hemmungen, auf E-Mobilität umzusteigen.

Die Ladesäulenverordnung aus dem März 2016 hat dem Durcheinander aus Bezahlsystemen ein Ende gesetzt, indem sie technische Standards für die Bezahlung vorgab. Ladesäulenanbieter sind seitdem dazu verpflichtet, ihre Ladepunkte auch für spontanes Laden, also ohne Ladekarte oder vorherige Authentifizierung zu öffnen.

Seit März 2019 gilt zusätzlich der europäische Standard ISO 15118, der sicherstellt, dass die Kommunikation zwischen E-Auto und Ladeinfrastruktur vor Zugriffen oder Manipulation von außen geschützt ist. Das sorgt vor allem für eine höhere Sicherheit für Autofahrer.

Um den Nutzerkomfort noch weiter zu erhöhen, sind öffentliche Ladesäulenanbieter zusätzlich seit dem 1 Juli 2023 dazu verpflichtet, an ihren Ladepunkten für das Ad-hoc-Laden kontaktlose Bezahlmöglichkeiten mit EC- oder Kreditkarte anzubieten. Diese Änderung sorgt dafür, dass Autofahrer inzwischen an jedem öffentlichen Ladepunkt sowohl komfortabel spontan laden können sollen als auch vertragsbasiert mit einer Ladekarte des Anbieters.

Verschiedene Optionen zum Bezahlen an E-Ladestationen im Überblick

Um öffentliche Ladesäulen unkompliziert für jeden zugänglich zu machen, gibt es mittlerweile mehrere unterschiedliche Bezahlmöglichkeiten.

  • Ladekarte / Registrierung: Die einzelnen Betreiber wie beispielsweise EnBW, ADAC oder E.ON bieten RFID-Ladekarten und Verträge an, mit denen registrierte Kunden unkompliziert an ihren Ladepunkten laden können. Sie erhalten in der Regel günstigere Tarife als Autofahrer, die Ad-hoc laden. Unterschiedliche Tarife sorgen dafür, dass sowohl Wenig- als auch Vielfahrer von einer anbieterspezifischen Ladekarte profitieren können.
  • Bank- oder Kreditkarte: Seit Juli 2023 sieht die neue Ladesäulenverordnung die Kartenzahlung als feste Option an der Ladesäule vor. Autofahrer können ihren Ladevorgang sowohl als registrierte als auch als nicht registrierte Nutzer mit ihrer Karte zahlen. Ein NFC-fähiges Endgerät ermöglicht zudem die Zahlung über digitale Wallets wie Apple oder Google Pay.
  • App: Die digitale Zahlung ist schon seit einiger Zeit bei den meisten Ladepunkten möglich. Entweder über eine externe App eines Zahlungsanbieters oder über die Smartphone App des Betreibers kann der Ladevorgang beispielsweise über einen QR-Code registriert und dann direkt bezahlt werden.
  • Barzahlung: Die Zahlung mit Bargeld ist nur an sehr wenigen öffentlichen Ladepunkten möglich. Grund dafür ist der hohe Aufwand in Bezug auf Wartung und Sicherheit, da die Ladestation für die Barzahlung einen gesonderten Kassenautomat benötigt.

Ladetarife in Partnerschaft: E-Roaming

Statt Ladekarten, die ausschließlich für Ladestationen von einem konkreten Anbieter gültig sind, gibt es inzwischen auch einige Partnerschaften rund um das Ladeangebot. Beim sogenannten E-Roaming handelt es sich um den Zusammenschluss verschiedener Anbieter von Ladepunkten, sodass beispielsweise Besitzer einer Ladekarte vom ADAC auch bei Roaming-Partnern des ADAC zum abgeschlossenen Tarif laden können. Vor allem für Reisende bieten diese Zusammenschlüsse Vorteile, da sie sowohl deutschland- als auch europaweit eine größere Auswahl an Ladestationen vorfinden – besonders dann, wenn sie hauptsächlich bei einem Anbieter laden, der ein regionales Netz aufgebaut hat.

Vergünstigtes oder kostenloses Laden an einer E-Ladesäule

Neben klassischen öffentlichen Ladepunkten gibt es einige E-Ladestationen, an denen es vergünstigte oder kostenfreie Möglichkeiten zum Laden gibt. Dabei handelt es sich um sogenannte halb-öffentliche Ladepunkte, die entweder nur zu gewissen Zeiten oder für eine bestimmte Personengruppe zugänglich ist, etwa für Kunden während der Öffnungszeiten eines Geschäfts. Was für Kunden den Komfort bietet, ihr Elektroauto während des Einkaufs oder Restaurantbesuchs vergünstigt laden zu können, ist für den Anbieter gute Werbung sowie eine Kundenbindungsmaßnahme. Beispielsweise finden Autofahrer an diesen Orten halb-öffentliche Ladepunkte:

  • Supermarkt oder Shoppingmall: Während des Wocheneinkaufs das E-Auto laden oder während des Ladevorgangs shoppen gehen – das ermöglichen viele Einzelhändler ihren Kunden. Dazu gibt es oft vergünstigte Tarife oder sogar die kostenfreie Möglichkeit, das Auto zu laden. Zugänglich sind diese Punkte meist nur während der Öffnungszeiten des Geschäfts und für zahlende Kunden.
  • Gastronomie oder Hotel: Auch Restaurants und Hotels bieten ihren Gästen häufig günstige oder kostenlose Ladepunkte an. Teils ist das Laden als Zusatzleistung buchbar, teils gibt es eigene Apps oder Ladekarten für Gäste, teils stehen die Säulen kostenlos zur Verfügung und können frei verwendet werden. Auch hier ist die Option zum Laden in der Regel an die Öffnungszeiten gebunden.
  • Arbeitgeber: Viele Arbeitgeber ermöglichen ihren Mitarbeitern inzwischen das kostenfreie Laden ihres privaten E-Autos an Ladesäulen auf dem Firmengelände. Zur Identifizierung kann beispielsweise eine RFID-Karte verwendet werden. Inzwischen gilt ein solches Angebot als wichtiges Benefit, da immer mehr Menschen auf ein E-Auto umsteigen und zusätzlich zur privaten Wallbox Lademöglichkeiten benötigen – erst recht, wenn sie täglich zur Arbeit pendeln. Aber auch elektrische Fahrzeugflotten werden immer beliebter, sodass die unternehmenseigene Ladeinfrastruktur sowohl für die Fahrzeuge zur Verfügung steht, die dem Unternehmen gehören, als auch für Mitarbeiter, die privat ein E-Auto fahren.

Grundsätzlich sinkt das Verhältnis zwischen E-Autos und vergünstigten oder kostenfreien Ladepunkten jedoch deutlich. Das lässt sich vor allem durch die immer höhere Anzahl an E-Autos auf den Straßen begründen. Wer beim Laden seines E-Auto günstig fahren möchte, sollte also unbedingt über eine private Wallbox nachdenken. Haushalts- oder Autostrom wird deutlich günstiger angeboten als öffentlicher Ladestrom, sodass sowohl die Flexibilität steigt als auch die Kosten sinken.

Bezahlen an öffentlichen Ladestationen wird immer unkomplizierter

Die Möglichkeiten für das öffentliche Laden von Elektroautos werden immer vielfältiger. Stand September 2023 gab es in Deutschland mehr als 85.000 öffentliche Normalladepunkte und etwa 20.500 Schnellladepunkte, ergänzt durch zahlreiche halb-öffentliche Ladepunkte bei Hotels, Geschäften oder auf Firmengeländen. Aber nicht nur das Angebot, sondern auch die Bezahlmöglichkeiten werden immer unkomplizierter. Noch immer haben Autofahrer die Möglichkeit, mit einer Ladekarte eines festen Anbieters zu sparen. Gleichzeitig gehört jedoch auch das Ad-hoc-Laden inzwischen zum Standard, sodass per App auf dem Smartphone oder per Bank- oder Kreditkarte gezahlt werden kann. Besonders für Menschen, die über ein E-Auto nachdenken, aber nur selten Gebrauch von öffentlichen Ladestationen machen würden, dürften diese Entwicklungen ein wichtiges Argument für ihre Kaufentscheidung sein. Unkompliziertes Zahlen an öffentlichen Ladestationen nimmt demnach auch Einfluss auf die weitere Entwicklung der Mobilitätswende.

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